Ohne Geschicklichkeit keine Aussicht auf Gewinn

28.03.2008, Lesen Sie hier den Bericht über «Ohne Geschicklichkeit keine Aussicht auf Gewinn».

Von Thomas Hasler Tagesanzeiger

Die entscheidende Frage hat das Bundesverwaltungsgericht noch nicht beantwortet: Gelten Pokerturniere als Glücks- oder als Geschicklichkeitsspiele? Wie das Urteil auch ausfällt, letzten Endes wird wohl das Bundesgericht entscheiden müssen. Denn es geht um die zentrale Frage, in welche Kassen die Erlöse des gegenwärtigen Pokerbooms fliessen: Ist es ein Glücksspiel, darf nur in konzessionierten Spielbanken gepokert werden. Wird es als Geschicklichkeitsspiel eingestuft, dürfen Pokerturniere von jedermann ausserhalb der Spielbanken organisiert werden  sofern nicht kantonale Vorschriften dies verbieten.

Laut Spielbankengesetz gelten alle Spiele als Glücksspiele, bei denen gegen Leistung eines Einsatzes ein Geldgewinn oder ein anderer geldwerter Vorteil in Aussicht steht, der ganz oder überwiegend vom Zufall abhängt. Nach Meinung der Eidgenössischen Spielbankenkommission trifft dies auf die Pokerturniere «Texas Hold'em Unlimited (Freeze Out)» nicht zu. Warum nicht?

Einsatz: Um an einem Pokerturnier teilzunehmen, müssen die Spieler zwar Geld bezahlen; es handelt sich dabei aber um eine Teilnahmegebühr («Buy-in») und einen Unkostenbeitrag. Die Gebühr, die mehrere Hundert Franken betragen kann, fliesst in den Gewinntopf. Aus diesem wird das Preisgeld nach einem bereits zu Beginn feststehenden Verteilschlüssel ausgeschüttet. Dass kein Einsatz geleistet wird, ergibt sich vor allem auch aus der Tatsache, dass nicht mit Geld, sondern mit Chips gepokert wird. Wie viele Chips ein Spieler zu Beginn erhält, wird nicht durch die Dicke seines Geldbeutels bestimmt, sondern einzig durch das Turnierreglement. Wer seine Chips verloren hat, kann sich keine neuen mehr kaufen, sondern scheidet aus dem Turnier aus.

Gewinn und Zufall: Zwar wartet auf die Besten des Turniers am Schluss «ein Geldgewinn oder ein anderer geldwerter Vorteil». Der Gewinn ist aber nach Meinung der Kommission nicht «ganz oder überwiegend vom Zufall abhängig». Als Zufallselement könne nur die Kartenzuteilung angesehen werden. Wenn dann das Spiel beginne, seien «die Anforderungen an die Geschicklichkeit vielfältig». Die Kommission spricht von mathematischen Fähigkeiten, von der Fähigkeit, sich teilweise über Stunden konzentrieren zu können, von der Fähigkeit, seine Mitspieler einzuschätzen und die Spieltaktik laufend dem Stand des Turniers anzupassen sowie von Ausdauer und Geduld. «Ohne den Einsatz von Geschicklichkeit kann im Turnier kein Geldgewinn erzielt werden.»

Unterhaltung: Zur Unterscheidung von Glücks- und Geschicklichkeitsspielen spielt auch der Unterhaltungswert eine gewisse Rolle. Dieser sei beim «Texas Hold'em Unlimited» gegeben. Die Teilnahmegebühr ermögliche ein Spielen über mehrere Stunden, wobei ein Spieler «in ständiger Interaktion mit seinen Gegnern» stehe und dabei versuche, sich mit seiner Spieltaktik durchzusetzen.

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