Las Vegas verändert sich

09.06.2008, Lesen Sie hier den Bericht über «Las Vegas verändert sich».

Von Jan Tussing, HR, Hörfunkkorrespondent in Los Angeles

Schöne teure Glitzerwelt

Las Vegas ist die Stadt der Laster. Und die haben immer Konjunktur. Deswegen wird die blinkende Metropole für große Investoren immer interessanter. Billigtouristen können sich einen Trip in die Glitzerwelt kaum noch leisten.

Evan steht vor einem Spielautomaten im MGM Kasino in Las Vegas. 25 Cent werden pro Einsatz verspielt, aber die Zeit als man noch einzelne Geldstücke einwarf, sind längst vorbei. 100 Dollar sind Evans Einsatz. Er ist fürs Wochenende aus Houston, Texas, eingeflogen. Zusammen mit Freunden feiert er seinen 40. Geburtstag in Las Vegas. In der einen Hand hält Evan seine Zigarette, mit der anderen drückt er den Knopf. Das virtuelle Glücksrad dreht sich. Drei Tage hat er sich ins beste Hotel am Platz eingebucht, das Bellagio. Und seitdem verzockt er sein Geld. ''Ich bin nicht schlecht'', sagt Evan, ''ich habe etwa zwei Riesen verspielt. In den letzten 48 Stunden. Aber das ist doch Taschengeld.''

Ausreichend Taschengeld braucht jeder, der nach Las Vegas kommt, denn die Stadt wird immer teurer. Während vor Jahren noch viele Billigtouristen einflogen, um zu wetten und die vielen Shows zu sehen, können sich inzwischen nur noch Gutbetuchte die Stadt der Laster leisten.

Das Luxor ist ein Hotel in Form einer riesigen Pyramide. 30 Geschosse hat sie und die 4407 Zimmer erreicht man nicht mit einem Fahrstuhl, sondern mit einem Inklinator, einem Aufzug, der schräg aufsteigt. Seit drei Tagen ist die Kasinohöhle komplett ausgebucht. Mit rund 400 weiteren Gästen warten Mary und Pauline darauf, ihre Zimmerschlüssel zu bekommen. Die zwei Mädels sind gerade mit ihren Freundinnen aus Los Angeles eingeflogen, um eine Bachelorette-Party zu feiern. Einen Junggesellinnen-Abschied auf deutsch, der Abschied von der Freiheit vor der Ehe. Es soll eine Überraschungsfeier werden mit einem obligatorischen Besuch der australischen Strippershow ''A thunder from down under''. Die Stretchlimo mit dem Besuch in der Disco ist auch schon gebucht.

Laster haben immer Konjunktur

Las Vegas ist sin city. Die Stadt der Laster. Hier darf überall noch geraucht werden, und selbst die Prostitution ist nicht verboten. Eigentlich ist hier immer Hoch- Konjunktur, aber seit das bekannte Tropicana Hotel Konkurs anmelden musste und verkauft wurde, läuten bei einigen Beobachtern die Alarmglocken. Ist Las Vegas doch nicht rezessionsresistent? ''Als es aufmachte, war es das schönste Hotel auf der Meile, - aber das war 1957'', sagt die Immobilienmaklerin Samantha Goldstein. Jetzt sei es alt, verglichen mit dem Rest. Deswegen sei das Tropicana nicht mehr konkurrenzfähig gewesen.

Goldstein arbeitet für das City Centre Projekt und verkauft exklusive Luxuswohnungen ab einer Million Dollar pro Einheit. Wie die Zukunft aussieht, zeigt sie in ihrem Verkaufspavillion: Das City Centre ist ein Prestigeprojekt der MGM Gruppe, deren Hauptanteilseigner der Millardär Kerkorian ist. Allein 25 Millionen Dollar hat der Pavillon gekostet. Ganze Wohneinheiten hat man hier nachgebaut. Von den 2700 Wohneinheiten sei die Hälfte bereits verkauft, sagt Goldstein - für insgesamt 1,7 Milliarden Dollar.

In Las Vegas wird gebaut und abgerissen. Die Baustelle war bislang immer konjunkturresistent. Aber wer in seine Kasinos nicht investiere, der könne auf Dauer trotzdem nicht mithalten, erklärt Goldstein. Deshalb wurden für das City Centre auch Stararchitekten wie Helmut Jahn oder Daniel Libeskind geholt.

Die Perle des Boulevards aber ist das spektakuläre Wohnhotel ''Harmon'' des Briten Norman Foster. Es wird von der Lite-Gruppe verwaltet. Hier fangen die Apartments bei 1,2 Millionen Dollar an, sagt Goldstein. Die ersten 28 Stockwerke sind Hotelzimmer, danach entstehen bis zum 50. Stock exklusive Penthouse-Residenzen. Mitten im Herzen von Las Vegas - auf dem Strip, dort wo sich fast alle großen Kasinos befinden.

Von der Glücksspielhölle für alle zum Luxuskasino für wenige

Las Vegas verändert sich. Die Stadt wächst dramatisch - bereits jetzt leben im Großraum der Metropole rund zwei Millionen Menschen. Nur noch ein Viertel der Einnahmen wird von den Kasinos gemacht. Den Rest verdienen die Shows, Souvenirs und Luxusartikel, aber auch die immer häufiger gebuchten Kongresse. Und natürlich bedeutet das auch, daß sich die Konjunktur auf die Einnahmen der Stadt auswirkt. Ein Ticket im Cirque du Soleil gibt es nicht unter 120 Dollar. Der Eintritt bei der glamourösen Sängerin Cher kostet minimum 300 Dollar.

Las Vegas ist nichts mehr für Menschen ohne ausreichendes Kleingeld. Wer sich amüsieren will muss tief in die Tasche greifen, so wie Evan - und er macht es gerne. ''What happens in Vegas, stays in Vegas'', sagt das Sprichwort: Was immer hier passiert, keiner wird darüber sprechen - es bleibt auch hier.

Quelle: tagesschau.de

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