Wenn ein Kind im Geschäft heult, denken Sie vielleicht "Das Kind ist ein Balg" (intern) oder Sie denken "Ist das Kind krank oder verletzt" (extern). Sie gehen also davon aus, daß das Kind aus einem "internen" oder einem "externen" Grund heult. Wenn beim Pokern ein Spieler eine Hand besonders schlecht spielt, denken Sie vielleicht es wäre intern begründet, wie z.B. "Der Junge ist ein schlechter Pokerspieler" oder es würden externe Gründe vorliegen, wie z.B. "Der Spieler ist auf Tilt oder betrunken oder einfach nur abgelenkt". Dieser Unterschied kann aber sehr wichtig für Ihr weiteres Spiel sein.
Dr. Tim Lavalli Pokernews.com/de
Wenn Sie an einem Tisch mit einem wirklich schlechten Spieler sitzen, kann dieses Wissen sehr vorteilhaft sein. Wenn ein Spieler allerdings auf Tilt war und er eine Pause macht, kommt er meistens wieder an den Spieltisch zurück, ist nicht mehr auf Tilt und wird ein anderes Spielverhalten haben. Wenn Sie nun fälschlicherweise davon ausgegangen waren, daß sein schlechtes Spiel auf dem internen Grund beruht, daß er einfach ein schlechter Spieler wäre, können Sie eine Menge Geld verlieren, wenn er plötzlich sein "A" Game spielt.
Stellen wir uns also eine Frage: Wenn Sie eine eigentlich sichere Hand gegen einen anderen Spieler verlieren, was denken Sie als erstes? "Er ist ein Donkey", "Er hat mich ausgespielt", "Er hatte Glück". Die richtige Antwort ist, daß Sie sich nicht immer wieder die gleichen Fragen stellen sollten, wenn Sie eine Hand verlieren. Sie müssen die Hand einfach noch mal rezensieren, um genau feststellen zu können ob Sie die Hand wegen Ihrer Fähigkeiten oder wegen fehlendem Glück verloren haben. Was aber fast noch wichtiger ist folgender Gedanke: Sie müssen eine interne/externe Entscheidung fällen und zwar über beides, sowohl über die Aktionen Ihres Gegenspielers, als auch über Ihre eigene Vorgehensweise. Sehr oft übersehen wir nämlich unsere eigenen Fehler, weil wir einfach annehmen, daß unser Gegenspieler ein "Donkey" wäre. Sicher er hat seine Hand vielleicht schlecht gespielt, aber was war mit Ihnen?
Bei jeder Hand, bei welcher Sie einen Read bekommen, sollten Sie versuchen, diesen Ihrem Gegenspieler korrekt zu zuordnen. Ist er wirklich ein Rock oder ein Maniac (intern), dann ist dies nur dann so, wenn Sie einen guten, aussagekräftigen Read haben. Wenn Sie nun mit einer Hand einen Move machen um zu zeigen, daß Sie auch aggressiv spielen können, kann dies Signale an den Tisch senden (extern), welche dazu führen, daß der Tisch nun tighter spielen wird.
Die Anwendung der Zuordnungstheorie bei anderen Spielern ist das einfachste dabei. Klassifizieren Sie einen Spieler (Rock, Maniac, Bluffer) nicht ein, bevor Sie sich ganz sicher sind. Besser ist es, wenn Sie noch die externen Reads bei Ihrer Entscheidungsfindung berücksichtigen ("er spielt A-K sehr aggressiv"). Bei den meisten Turnieren mit kleinem Buy-In, werden Sie niemals ausreichend Informationen bekommen um einen guten internen Read zu bekommen. Wenn Sie solch eine Entscheidung fällen, kann es Sie eine Menge Geld kosten, wenn der Spieler plötzlich widersprüchlich spielt. Es muss nicht sein, daß er seinen Spielstil ändert, vielmehr kann es durchaus möglich sein, daß Sie ihm den falschen Spielstil zugeordnet haben, weil Ihnen zuwenige Informationen vorlagen.
Die zweite Anwendungsmöglichkeit für die Zuordnungstheorie ist schon etwas schwieriger. Sie müssen die Motivation und die Aktionen Ihres eigenen Spiels analysieren. Wir denken zwar immer, daß wir diese spezielle Hand gegen einen Glückkönig verloren haben oder einen Suckout hatten, aber oft wissen wir auch irgendwie, daß dies nicht immer stimmt. Manchmal hatten wir einen schlechten Read oder haben schlecht gespielt: wir haben einen Fehler gemacht und müssen diesen nun den internen/externen Faktoren unseres eigenen Spiels zuordnen. Wenn es extern war: wir waren müde, wir hatten den falschen Read, wir waren abgelenkt usw. Notieren Sie sich diese Fehler und reagieren Sie entsprechend. Wenn es interne Gründe hatte, gibt es etwas für Sie zu tun. Wenn Sie immer wieder mit Top Pair/Top Kicker All-In gehen und immer wieder verlieren, haben Sie einen Fehler in Ihrem Spiel. Sie spielen TPTK falsch und dies ist ein interner Grund.
Die Fehler richtig zu zuordnen und Maßnahmen zu ergreifen, um die Fehler zu vermeiden, ist eine grundlegende Angelegenheit um Ihr Spiel zu verbessern. Denken Sie daran, die Zuordnung Ihres eigenen Verhaltens ist wichtiger, als die Zuordnung des Verhalten Ihres Gegenspielers. Außerdem ist es wichtiger das interne Verhalten zu korrigieren, als externe Fehler zu beseitigen.
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