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Verspielte Träume vom grossen Glück



Casinos in Las Vegas

21.06.2009, Es ist Poker-WM. Das Spiel boomt, live und im Internet werden Milliarden umgesetzt. Pokern ist faszinierend einfach und gnadenlos komplex, brutal archaisch und wunderbar vergnüglich. Bekenntnisse eines Abhängigen.


Von Fabian Ruch bernerzeitung.ch.

Der Puls rast: Die Handkarten werden umgedreht - leider nicht zwei Asse.

Wir fühlten uns wie Al Capone. Oder zumindest wie Kleinkriminelle. Es muss sechs, sieben Jahre her sein, die Gruppe war klein, vielleicht acht Zocker, vom Pokervirus befallen und bereit, sich am Rande der Legalität zu bewegen. Konspirativ zwinkerten wir uns zu, wenn wir Geldscheine unter den Aschenbecher klemmten, die Pokerchips verschwörerisch sortierten – und spielten und spielten und spielten: manchmal sechs Stunden, oft länger, am Wochenende die ganze Nacht. Damals war es in der Schweiz verboten, ausserhalb von Casinos und Privaträumen um Geld zu pokern. Und doch trafen wir uns oft in einer Berner Vorortgemeinde, um in einer Billardlounge unsere Leidenschaft zu pflegen. Offiziell selbstverständlich nur zum Spass, falls mal ein Polizist vorbeischauen und nachfragen würde.

Internet als Beschleuniger

Vermutlich ist der schlechte Ruf des Pokerns historisch bedingt. Im Wilden Westen wurden Betrüger hinterrücks erschossen, in grossartigen Filmen und in der rauen Wirklichkeit bildeten verrauchte und verruchte Hinterzimmer das Ambiente. So sahen auch wir uns: als Desperados, als Outlaws. Und das Fieber stieg. Bald kauften wir die ersten Bücher, mittlerweile stehen 27 Publikationen im Regal, deutsche und englische, die Theorie sitzt, die mathematischen Grundsätze können vorexerziert, Systeme variiert werden, psychologische Abhandlungen sind studiert. Der Traum ist definiert: es wie der britische Schriftsteller Anthony Holden in seinen brillanten Büchern «Big Deal» und «Bigger Deal» ein Jahr als professioneller Pokerspieler zu versuchen, um die Welt reisen und grosse, mondäne Turniere besuchen.

Holden schrieb seinen ersten Band 1990 und den zweiten 2007. 17 Jahre sind im Pokern ein Quantensprung. Dazwischen liegt die Lancierung des World Wide Web – und damit die rasante Entwicklung des Pokerbooms. Im Internet werden jährlich Dutzende Milliarden Franken umgesetzt, die Besitzer der grössten Pokerwebsites zählen zu den reichsten Menschen der Welt, auch – besser: gerade – in der Wirtschaftskrise zocken jeden Tag Millionen Leute online. Auf der Suche nach Glück und Geld, Spass und Spannung, dem besonderen Kick und dem finalen Klick mit der Maustaste zu Ruhm und Reichtum.

Chips als wahre Währung

Es gibt unzählige Pokervarianten, die bekannteste und beliebteste Disziplin ist Texas Holdem No Limit. Man begreift das Spiel nach einer Minute – und beherrscht es nach 60 Jahren nicht restlos. Jeder Spieler erhält zwei Handkarten, die er anschauen darf, dazu kommen fünf Gemeinschaftskarten in die Tischmitte. Es geht nach mehreren Setzrunden darum, mit fünf Karten das beste Blatt aus allen sieben Karten zu bilden.

Einerseits.

Andererseits währt Ehrlichkeit nicht am längsten. Auch schlechte Hände können gewinnen, man muss sie durch (Täusch-)Einsätze nur besser darstellen, als sie sind. Im No-Limit- Modus gibt es keine Beschränkungen, man darf stets alle Chips riskieren und All-In gehen. Überhaupt, die Chips: Sie sind aus Plastik, Tonkunststoff oder Keramik, doch wenn man sie erobert, fühlen sie sich wie pures Gold an. Man spielt mit ihnen stundenlang zur Beruhigung (oder aus Nervosität), lässt sie in der Hand herumwirbeln, besonders geschickte Fingerartisten vollbringen Kunststücke. Chips sind für Pokerfreaks die härteste und einzig wahre Währung.

Muskelspiel mit Karten

Pokerspielen ist nicht wie das brave Leben, es ist archaisch, wild, brutal, auftrumpfend. Schwache und Zögerliche bleiben im Karten-Muskelspiel auf der Strecke. Vielleicht fühlen sich deshalb Männer magisch angezogen. Immer wieder wartet man freudig erregt auf die zwei Handkarten und dreht sie gespannt um. Der Puls rast, die Augen weiten sich, das Herz schlägt höher, wenn zwei Asse, das Höchste aller Gefühle, zum Vorschein kommen – und man ärgert sich, wenn man nur Müll erhält. Faszinierend am Pokern ist aber, dass auch die schlechteste Hand (eine 2 und eine 7 unterschiedlicher Farbe) immer gewinnen kann – man muss nur selbstsicher setzen, den Bluff durchziehen, Konstellation und Sitzposition ausnutzen, den Gegner beobachten und durchschauen, jede Regung registrieren, die Chipstände berücksichtigen und – ach, ja – so viele andere Dinge in die Überlegungen einbeziehen. Pokern ist einfach – und unfassbar komplex.

Ein begabter Gambler sucht günstige Situationen und nutzt sie aus. Anfänger können an einem Abend zwar die besten Spieler der Welt schlagen, deshalb ist Pokern derart erfolgreich. Im Tennis oder im Schach ist das unmöglich. Auf Dauer aber setzen sich gewiefte Strategen und Kenner durch, 95 Prozent der Pokerspieler schreiben Verluste. Auch wir zählen uns zu den anderen 5 Prozent, aber weil das 90 Prozent tun, sind Erzählungen über Gewinne mit Vorsicht zu geniessen. Das Forcieren falscher Tatsachen ist im Poker ja ausdrücklich erlaubt, erwünscht und empfehlenswert. Hüte und Sonnenbrillen schützen vor neugierigen Blicken. Natürlich ist man auch ein wenig von den ausgeteilten Karten abhängig, doch der Verlauf der Partie lässt sich beeinflussen – im Gegensatz zum Roulette oder Automatenspiel.

Aufs Glück setzen Glücklose

Obwohl es im Casino angeboten wird, ist Pokern kein Glücksspiel, sondern ein Geschicklichkeitsspiel. So ist das seit einigen Jahren in der Schweiz gesetzlich festgelegt, wobei diese Regelung nur für Turniere gilt, wo jeder die gleiche Anzahl Chips erhält. Cash Games, wo man jederzeit nachkaufen darf, sind ausserhalb von Casinos verboten, weil der finanziell potentere Spieler angeblich im Vorteil sei.

Von Land zu Land sind die Regeln anders definiert. Doch der globale Pokersiegeszug ist nicht aufzuhalten. Das Internetzocken ist der grösste gemeinsame Nenner aller Glücksjäger, Kartenkünstler und Adrenalinjunkies. Die Suchtgefahr ist beträchtlich, das verspielte Leben gefährlich: Tausende labile Persönlichkeiten verschulden sich, stets mit der Hoffnung, im nächsten Spiel zu reüssieren. Oder im übernächsten. Oder warum nicht morgen? Und überhaupt: Irgendwann findet das Glück jeden. Doch auf Glück und Zufall setzen Glücklose und Verlierer.

Geldmacher Moneymaker

Die bestmögliche Kartenkombination, ein Royal Flush, ist sehr rar. In Tausenden von Stunden durfte man immerhin zweimal die fünf magischen Karten vom Ass bis zur Zehn einer Farbe zusammensetzen. Viele warten ein Leben lang darauf. Doch der Glaube an das Blatt aller Blätter stirbt zuletzt. Jeder hofft auf den grossen Millionengewinn. Das hängt vor allem mit Chris Moneymaker zusammen. Der Amerikaner mit dem perfekten Namen gewann 2003, mit 28 Jahren, als in der Szene völlig Unbekannter das Hauptturnier der World Series of Poker (WSOP), dem grössten und wichtigsten Pokeranlass der Welt.

Die WSOP wird jedes Jahr wochenlang im Sommer in Las Vegas ausgetragen, im Zockermekka des Universums. Moneymaker setzte vor sechs Jahren bloss 39 Dollar ein, um 2,5 Millionen Dollar zu gewinnen. Der Buchhalter (!) aus Tennessee hatte sich übers Internet für das Finalturnier qualifiziert und legte mit seinem Coup den Grundstein für den Pokerboom. Jeder wollte sein wie Moneymaker – und Geld machen. Der Tellerwäschermillionärswunsch als Antriebsfeder. In der virtuellen Welt jedoch werden viele Visionen zu Illusionen.

Mittlerweile gewinnen die Sieger des WSOP-Hauptturniers 10 Millionen Dollar aufwärts – und damit mehr als Tennisstar Roger Federer und Golftausendsassa Tiger Woods bei den bedeutendsten Bewerben garnieren können. Die höchste Einnahme realisierte vor drei Jahren Jamie Gold (wie passend), der bei 8773 Teilnehmern 12 Millionen Dollar gewann. Insgesamt wurden alleine bei diesem Turnier 87,73 Millionen Dollar an Preisgeld ausgeschüttet, da jeder Startplatz 10000 Dollar kostet. Auf dem Internet, und damit schliesst sich der Kreis zu Moneymaker, reicht unter Umständen ein Dollar Einsatz, um sich ein Ticket für das Wimbledon der Pokerwelt zu erspielen.

Böser Beat und King Kong

Moneymaker und Gold sind Aushängeschilder in einer Branche, die eine ausgeprägte Parallelsprache pflegt. Ein Bad Beat ist kein rüpelhafter Mensch mit Vornamen Beat, sondern eine unglückliche Niederlage, wenn man auf Grund einer Gemeinschaftskarte ein deutlich dominiertes Spiel noch verliert. Alle Pokerer mögen Anna Kournikowa. Das hängt bedingt mit den Reizen der ehemaligen russischen Tennisprinzessin zusammen – (A)ss und (K)önig sind eine sehr gute Hand. Auch King Kong (zwei Könige) ist beliebt und wird nur von American Airlines (zwei Asse) übertroffen. Und es heisst, ein passionierter Spieler antworte seiner Frau, die gerade tränenreich erklärte, sie verlasse ihn, weil er zu viel pokere: «Du bluffst!»

Pokerspieler unterhalten sich regelmässig über ihre Traumwelt. Am EPEC-Finalturnier von Everest Poker, einem der grössten Internetanbieter, auf Sardinien Anfang Mai erzählen sich Pokeraficionados Storys über den armen Beat, der so oft so dramatisch zuschlägt. Sie verkünden, bald an der WSOP in Las Vegas zu brillieren – selbst wenn sie nicht Michael Reich heissen. Everest Poker hat 200 Spieler in ein Luxushotel eingeladen, drei Tage und vor allem zwei Nächte im Paradies, das aus einer für diesen Anlass umfunktionierten Grossraumdisco besteht, in der 20 Pokertische aufgestellt sind. Die Teilnehmer haben sich an einem Gratisturnier qualifiziert, acht Schweizer sind dabei, vier schaffen es an den Finaltisch der besten neun. Ein junger Genfer ist das grösste Pokerface – er streicht 30000 Franken ein.

Letzte Ausfahrt Las Vegas

Es gibt viele Turniere, grosse und kleine, echte und virtuelle, und noch mehr Träume, riesige und bescheidene, realisierbare und unwahrscheinliche. Die stundenlangen TV- Übertragungen der grössten Veranstaltungen projizieren die märchenhaften Aufsteigergeschichten ins Wohnzimmer – und gleichzeitig wird selber am Laptop fleissig gezockt.

Heute ist Pokern gesellschaftsfähig – zum Glück. Kürzlich traf sich unsere Runde mal wieder in der Vorortgemeinde. Die meisten Billard- und Snookertische sind längst durch edle Pokertische ersetzt worden, es ist jetzt eine Pokerlounge, eine von sehr vielen in der Schweiz. Jeden Abend finden Turniere statt, täglich sind bis zu 100 Spieler vor Ort, die wenigsten schliessen ihr Tagwerk mit Gewinn ab. Aber morgen ist ja wieder ein Event.

Und nächste Woche geht es endlich an die Traumfabrik WSOP. Der Weg aus der Halblegalität in Berns Agglomeration an den Finaltisch im gleissenden Scheinwerferlicht von Las Vegas steht vor der Vollendung. Vielleicht ist der legitime Nachfolger Moneymakers ja ein Schweizer. Schlaflos in Las Vegas – möge Anna Kournikowa oft freundlich lächeln.




Über Casinos in Las Vegas:

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