Matt Savage de.Pokernews.com
Ich habe aber auch Turniere mit wirklich schlechter Struktur geplant – für Wohltätigkeitsevents oder für TV-Turniere, wo der Zeitfaktor berücksichtigt werden musste. Meine Leidenschaft entwickelte sich zur Besessenheit und ich verbrachte oft sehr viel Zeit damit die Strukturen meiner Turniere und die Strukturen von Turnieren anderer Turnierdirektoren zu analysieren.
Die perfekte Balance finden Bei der Entwicklung von Strukturen müssen viele Faktoren berücksichtigt werden, dazu gehört z.B. wann man spielen möchte (früh, mittags oder abends), die Anzahl der verfügbaren Chips, die Wünsche des Managements berücksichtigen, die gewünschte Dauer des Turniers und sogar das Trinkgeld für die Dealer. Als Turnier-Direktor bin ich zwischen den Anforderungen des Managements und den Wünschen der Spieler hin und her gerissen. Der immer wiederkehrende Wunsch nach mehr Chips verwundert mich jedoch immer wieder – wissen die Spieler überhaupt, was gute Strukturen sind oder folgen Sie einfach nur dem allgemeinen Ruf nach mehr Chips?
Haben Deep-Stack Turniere wirklich die besten Strukturen? Die großen Fragen sind (1) wie lange soll ein Turnier dauern und (2) wie lange möchten die Spieler spielen – zum Beginn, in der Mitte und in den letzten Phasen. Bei manchen Turnieren bekommt man die doppelte oder dreifache Anzahl von Chips, um dann auf die höhere Chipanzahl zu reagieren, werden die Blinds verdoppelt und es werden Chip-Level gestrichen, welche eigentlich für den Turnierverlauf überaus wichtig wären.
In einem Deep-Stack Turnier, wird zu Beginn sehr viel gespielt, deshalb kann man am Anfang schon mal einen Bad Beat oder einen Fehler verkraften. Aber in den mittleren oder späteren Phasen, zahlen Sie den Preis dafür, da das Spiel teilweise einfach unmöglich wird. Wenn ein Turnier mit 3.000 Chips startet und 16 bis 20 Stunden dauert und ein Turnier mit 10.000 Chips genauso lange dauert, ist es klar, daß die Struktur sich in den mittleren und späten Phasen verschlechtern wird.
Bei vielen Start-Chips, werden während den ersten Phasen wenige Spieler ausscheiden, so dass der durchschnittliche Chip-Stack sinkt, wenn die Blinds steigen, was wiederum zu einem Gummiband-Effekt führt, welcher fatal sein kann. Sie werden nämlich erkennen, dass die meisten Spieler in der mittleren Phase Short-Stacked sind. Ich denke, daß es die meiste Action in den späteren Phasen geben sollte, genau dann, wenn es am wichtigsten ist. Bei Deep-Stack Turnieren muss man Level streichen, da das Turnier sonst kein Ende nimmt oder tagelang dauert. Wenn im Borgata (führend bei Deep-Stack Turnieren) mit dem 3- fachen Stack gespielt wird, dauert der Final Table meistens nur 50 Hände und endet mit 100.000-200.000 Blinds und 20.000 Ante. Beim Bay 101 endete der Final Table nach 181 Händen, die Blinds waren 10.000-20.000 und 3.000 Ante, wobei das Turnier sicherlich noch länger gedauert hätte, wenn Brandon Cantu das Turnier nicht so dominiert hätte.
Ich selbst spiele eigentlich gerne in Deep-Stack Turnieren, bezeichne mich aber selbst als schlechten No-Limit Spieler und hoffe halt es irgendwie bis zu einem Level zu schaffen, auf welchem ich dann durch Glück gewinnen kann. Bei einer gut ausgewogenen Struktur, wird der Skill immer wichtiger, je weiter man im Turnier kommt. In einer aktuellen Umfrage fragte ich einige Spieler, warum Deep Stack Turniere bevorzugt werden und erhielt Antworten wie z.B. “Fische lieben Deep-Stack Turniere, da man sich nicht so viele Gedanken über die späteren Level machen muss“; “Donks lieben viele Start-Chips“. Ich habe auch schon gehört, dass man sich bei Deep-Stack Turnieren besser von einem Bad Beat erholen kann, man kann zu Beginn höhere Raises machen, ohne zuviel vom Stack riskieren zu müssen. Das Argument gegen Deep Stack Turniere, wurde mir gleich mitgeliefert “das Spiel am Anfang ist bedeutungslos”; “die werden sowieso in den mittleren und späten Phasen zu All-In Schiebern” und „die Final Table sind reine Glückssache“.
So ist ein typisches $300 Deep-Stack Turnier mit 40-Minuten Levels und 10.000 Chips aufgebaut:
Level Ante Blinds 1. Level - 25-50 2. Level - 50-100 3. Level - 100-200 4. Level 25 100-200 5. Level 25 200-400 6. Level 50 300-600 7. Level 75 400-800 8. Level 100 600-1200 9. Level 200 800-1.600 10. Level 300 1.000-2.000 11. Level 500 1.500-3.000 12. Level 500 2.000-4.000 13. Level 1.000 3.000-6.000 14. Level 1.000 4.000-8.000 15. Level 2.000 6.000-12.000 16. Level 3.000 8.000-16.000 17. Level 4.000 10.000-20.000 18. Level 5.000 15.000-30.000 19. Level 5.000 20.000-40.000 20. Level 10.000 30.000-60.000 21st Level 15.000 60.000-120.000 22nd Level 15.000 80.000-160.000
Und hier ist die Struktur für ein LA Poker Classic $300 Event mit 3.000 Start-Chips (die Level am Final Table dauern 60 Minuten).
Level Ante Blinds 1. Level - 25-25 2. Level - 25-50 3. Level - 50-100 4. Level - 100-200 5. Level 25 100-200 6. Level 25 150-300 7. Level 50 200-400 8. Level 50 250-500 9. Level 75 300-600 10. Level 100 400-800 11. Level 100 500-1.000 12. Level 200 600-1.200 13. Level 200 800-1.600 14. Level 300 1.000-2.000 15. Level 400 1.200-2.400 16. Level 500 1.500-2.000 17. Level 500 2.000-4.000 18. Level 500 2.500-5.000 19. Level 1.000 3.000-6.000 20. Level 1.000 4.000-8.000 21st Level 1.000 5.000-10.000 22nd Level 2.000 6.000-12.000 23rd Level 2.000 8.000-16.000 24. Level 3.000 10.000-20.000 25. Level 4.000 12.000-24.000 26. Level 5.000 15.000-30.000 27. Level 5.000 20.000-40.000 28. Level 5.000 25.000-50.000
Wie Sie am Ende des 21. Level erkennen können, spielen Sie in diesem Deep-Stack Turnier mit Blinds 80.000-160.000 und 15.000 Ante, in der normalen Deep-Stack Struktur betragen die Blinds in diesem Level erst 6.000-12.000 mit 2.000 Ante. Mit etwas weniger als 1/3 der Start-Chips, zahlen Sie weniger als 1/10 des Big Blinds des Deep Stack Turniers. Daraus folgert, dass das Turnier mit 3.000 Start Chips länger dauern wird (120 BB), als das Deep-Stack Turnier mit 200 BB Start-Chips.
Deep-Stack Turniere sprechen mehr die Masse an, was grundsätzlich nicht schlecht ist, da dann die größte Spielergruppe in den frühen Leveln die meiste Action macht und nur wenige Spieler es bis zu den hohen Blinds in den späteren Leveln schaffen. Als Turnierdirektor ist es mein Ziel den Großteil der Spieler zufrieden zu stellen und ich denke, daß es wichtig ist, das Spiel dort zu lassen, wo es hingehört. Es ist für die Casinos teurer wenn in den ersten Leveln viel gespielt wird , und diese Kosten werden an die Spieler durch höhere Fees, weniger Personal oder zusätzlichen 5 bzw. 10 Dollar für weitere Chips weiter gegeben.
Obwohl ich denke, dass es eine gute Marketing Idee ist in der Turnierbeschreibung Deep Stack, Mega Stack oder Super Stack zu benutzen, finde ich nicht, daß es für jedes Event unbedingt notwendig ist Deepstacked zu sein. Wenn die Spieler irgendwann erfahrener und selbstbewusster sind, werden sie erkennen, dass Deep-Stack Turniere nicht die letzte Weisheit sind. Die gute Nachricht ist, dass es so viele unterschiedliche Turniervarianten gibt, dass jeder Spieler sich die Variante und Struktur aussuchen kann, welche zu ihm und zu seinem Geldbeutel passt.
Matt Savage gehört zu den weltweit bekanntesten Turnierdirektoren und war schon an über 400 TV-Turnieren beteiligt, wozu unter anderem die WSOP und die WPT gehörten. Er ist der Gründer der Tournament Directors Association, Mitglied in der Poker Manager Hall of Fame und Schauspieler in dem Film “Lucky You”. Wenn Sie Fragen zu den Regeln haben, senden Sie einfach eine Mail an AskTheBoard@PokerTDA.com oder kontaktieren Mattdirekt über seine Webseite SavageTournaments.com.
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